Grundfragen des Menschseins

Was ist Freundschaft? Welchen Sinn hat mein Leben? Was ist wirklich gerecht? Was versteht man eigentlich genau unter der „Würde“ des Menschen und warum gibt es immer noch Kriege? Ist der menschliche Wille frei? Was bedeutet Solidarität und warum ist sie für uns wichtig? Was ist die tragische Dimension des Menschseins?

Diese und andere grundlegende philosophischen Fragen des Menschseins waren Gegenstand der beliebten Philosophie-Kurse von Michael Conradt. Nun sind seine Manuskripte als Buch erschienen.

Für Anfänger und Einsteiger

Das Buch wendet sich an alle, die sich in Schule oder Studium mit Philosophie beschäftigen, oder einen Einstieg in die Welt der Philosophie und nach Inspiration für ihr Leben suchen. Michael Conradt übersetzt Schritt für Schritt komplexe philosophische Gedanken und macht sie auf humorvolle Art für uns verständlich, ohne dabei ungenau oder oberflächlich zu werden.

Der Autor Michael Conradt

Michael Conradt war als promovierter Philosoph viele Jahre in der Erwachsenenbildung tätig und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Philosophie für jeden Interessierten zugänglich zu machen.

Sein Interesse war nicht die Philosophie allein als akademisches Fach, sondern die Philosophie als Lebenshilfe. Kein schneller Ratgeber, sondern Denken in einem weiteren Horizont, der das eigene Leben neu verortet und dadurch nachhaltig verändert. Durch seine Vorträge, Kurse und Rundfunkbeiträge in der Reihe “radioWissen” im Bayerischen Rundfunk hat Conradt eine breite Wirksamkeit entfaltet. Von 2010 bis 2015 wurden mit dem “Zentrum Philosophie” zusätzlich Online-Kurse angeboten. Michael Conradt starb 2015.

Mit dem vorliegenden Buch werden nun die Manuskripte des Online-Kurses veröffentlicht.

“Der Kurs ist auch für einen philosophischen Laien leicht zu verstehen und bietet durch die aufgezeigten Zusammenhänge einen hervorragenden Überblick. Schon mit der ersten Staffel habe ich eine Wissensplattform erhalten, von der aus ich zu eigenen kleinen Expeditionen ins Reich der Philosophie starten konnte.”

Lars Böckers, Lübeck

Zum Inhalt:

Die Würde des Menschen

Die Würde des Menschen ist im Grundgesetz fest verankert. Dennoch wird sie gegenwärtig kontrovers diskutiert. Ist sie wirklich unantastbar, oder ist es nicht doch in manchen extremen Fällen erlaubt oder sogar geboten, sie zugunsten anderer zentraler Werte einuschränken, etwa der Rettung akut bedrohter Menschenleben oder der Eröffnung neuer Therapiechancen für bisher unheilbare Krankheiten? Angesichts dieser Konflikte fragen wir nach den philosophischen Grundlagen der Menschenwürde, die möglicherweise eine Beurteilung aktueller Probleme erleichtern: Was ist die Menschenwürde, worin ist sie begründet, wann beginnt und wann endet sie, gibt es begründete Ausnahmen oder auch: Können wir unsere Würde selber verletzen oder verspielen?

Die Freiheit unseres Willens

Sind unsere Entscheidungen frei, oder sind sie ebenso durch Ursachen bestimmt wie alles andere Geschehen in der Natur? Die Debatte hierüber war in den letzten Jahren besonders kontrovers, weil die Neurowissenschaften behaupteten, durch Experimente bewiesen zu haben, dass Willensfreiheit eine Selbsttäuschung ist. “Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun“, so der Kognitionsforscher Wolfgang Prinz. Wenn wir scheinbar freie Entscheidungen treffen, vollziehen wir nur bewusst nach, was in unserem Gehirn schon vorher unbewusst festgelegt wurde. Wir fragen in unserem Online-Kurs nach der Stichhaltigkeit dieser Beweise und zeigen die Gegenpositionen der Philosophie auf, die dem Menschen die Möglichkeit der freien Entscheidung zubilligen. Dabei werden wir sehen, dass die heute meist vertretene Auffassung von Willensfreiheit mit der Naturgesetzlichkeit gar nicht so unvereinbar ist, wie die Gegner der Willensfreiheit behaupten.

Gerechtigkeit

Kaum etwas empört die Menschen so sehr wie Ungerechtigkeit. Aber darüber, was konkret gerecht oder ungerecht ist, gehen die Meinungen oft weit auseinander. Deshalb bemühen sich Philosophen seit mehr als 2000 Jahren, objektiv herauszufinden, was Gerechtigkeit eigentlich ist und wie man sie herstellen kann. Wir beleuchten wesentliche Stationen dieses Denkwegs: von der Gerechtigkeit als Tugend bei Platon und Aristoteles über Rousseaus Gesellschaftsvertrag bis zur Verfahrensgerechtigkeit bei John Rawls und Jürgen Habermas. Braucht Gerechtigkeit einen moralischen Überbau, oder reichen faire Regeln?

Der Sinn des Lebens

Hat mein Leben einen Sinn, oder muss ich ihn erst noch suchen? Und wenn ja, wo? Außerhalb oder innerhalb meines Lebens? Gibt es überhaupt den einen großen Sinn oder eher mehrere kleine? Oder gar keinen? Ist vielleicht sogar schon die Frage danach sinnlos? Dies sind Gedanken, die uns immer wieder beschäftigen, und zwar immer dann, wenn die Routinen des Alltags erschüttert werden. Die offenbar unendliche Suche nach dem Sinn oder Ziel, Zweck und Wert des Lebens ist eine Grundfrage des Menschseins und damit auch Thema der Philosophie, möglicherweise sogar dasjenige, das allen anderen Fragen zugrunde liegt. Der Text schildert Denkanstöße aus Vergangenheit und Gegenwart – keine endgültigen Antworten, aber mögliche Wegweiser für die Suche danach.

Die tragische Dimension des Menschseins

Wir betrachten eine Dimension unseres Daseins, die wir gerne verdrängen oder überspielen, die uns aber untrennbar begleitet: Ohnmacht, Vergeblichkeit, Vergänglichkeit, schuldloses Schuldigwerden, Scheitern, kurz: die Tragik des Menschseins – Quelle unvermeidlichen Leids, aber auch menschlicher Größe. Wir beleuchten die Ursprünge des tragischen Bewusstseins in der griechischen Tragödie, benennen Merkmale des Tragischen, sprechen über Tragödien des Lebens und deren philosophische Analyse und lernen Wege kennen, wie wir mit dieser Grundkomponente des menschlichen Daseins umgehen können.

Solidarität

“Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker”: Che Guevaras poesievolle Sentenz lässt ahnen, warum Solidaritätsappelle uns in besonderer Weise bewegen. Sie sprechen nicht nur den Verstand an, sondern berühren auch unsere Herzen. Kerngedanke der Solidarität ist die Bereitschaft zu wechselseitiger Hilfe in Not, auf der Basis gemeinsamer Schicksale und Interessen. Aber darüber hinaus beinhaltet sie ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit und verspricht mitmenschliche Wärme. Eine Solidargemeinschaft ist mehr als ein bloßer Interessenverbund. Der Text beschreibt das Wesen und die wechselvolle Geschichte der Solidarität: von der Französischen Revolution über die Kämpfe von Arbeiter- und Freiheitsbewegungen bis zu den Selbsthilfegruppen unserer Zeit.

Freundschaft

Vier Dinge braucht der Mensch: Nahrung, Kleidung, Wohnung – und Freunde. Diese hohe Wertschätzung der Freundschaft durch den antiken Philosophen Epikur gilt bis heute, und dies mit guten Gründen. Freundschaft ist eine besonders wertvolle Weise menschlicher Gemeinschaft, geprägt von Zuneigung, Vertrauen, gegenseitiger Achtung und Treue. Freunde stehen in der Not zusammen, wollen das Gute für den jeweils anderen und sind glücklich dabei. In der Freundschaft verbinden sich somit Tugend und Glück in einzigartiger Weise. Der Beitrag gibt Einblick in philosophische Gedanken aus Tradition und Gegenwart zu dieser besonderen Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, ohne deren wärmendes Band wir vermutlich seelisch verkümmern würden.

Frieden

Zwar soll der Krieg der Vater aller Dinge sein, aber die Menschheit träumt von einem weltumspannenden ewigen Frieden. Seit mehr als 2000 Jahren versucht die Philosophie, diesen Traum als realisierbare Vision zu denken und Konzeptionen für einen institutionell gesicherten Frieden zu entwickeln, der mehr ist als ein bloßer Waffenstillstand. Heute, wo die Alternative “Weltfrieden oder Weltvernichtung“ droht, erscheinen solche Überlegungen dringender denn je. Der Beitrag nennt Meilensteine des friedensphilosophischen Denkens: vom Seelenfrieden Epikurs über den göttlich-kosmischen Frieden des Augustinus bis zu Kants visionärem Entwurf einer globalen völkerrechtlichen Friedensordnung. Abschließend ein Blick auf theoretische und praktische Friedensinitiativen in heutiger Zeit.